Eine Rehabilitation ist nicht genug!
Warum es in der Corona-Aufarbeitung mehr bedarf als einer Entschuldigung
Viele Menschen leiden bis heute unter der erlittenen Demütigung, die sie in der Corona-Zeit erfahren haben. Die sogenannten „Ungeimpften“ und Kritiker des Narrativs standen plötzlich einer für sie neuen und nicht erwarteten Ablehnung und Intoleranz gegenüber. Allein aufgrund ihrer von der Mehrheitsmeinung abweichenden Meinung, wurden sie beschimpft, ausgegrenzt und diffamiert. Genügt es, diese Menschen zu rehabilitieren, sie zu entschädigen oder sich bei Ihnen zu entschuldigen?
Die Minderheit wurde Feind und Opfer
Die Minderheit der Ungeimpften wurde in der Corona-Zeit zum Feind. Sie war der Blinddarm, der entfernt werden musste, um das Ganze zu retten. Angehörige dieser Gruppe waren Schwurbler, Querdenker, Corona-Leugner, Ratten und Schädlinge, die die Ausbreitung des Virus verursachten. Sie wurden öffentlich beschimpft, benachteiligt und denunziert. Sie wurden verklagt, inhaftiert oder verloren ihre Arbeit. Sie waren die eigentlichen Opfer, die jedoch zu Tätern gemacht wurden.
In ihrer Angst und Panik glaubte die Masse der Menschen an die Besiegung des Virus. Jeder, der dieser Glaubensgewissheit widersprach, die Maßnahmen der Regierung, die Lockdowns, die Wirksamkeit der mRNA anzweifelte oder die Maske nicht trug, wurde zum Gegner, den es zu bekämpfen galt. Das in erster Linie durch die von der Politik erlassenen Maßnahmen erzeugte und damit selbstverursachte Elend wurde den Zweiflern und Kritikern in die Schuhe geschoben.
Masketragenden, getesteten, geimpften und geboosterten Menschen wurden dagegen konkrete Vorteile verschafft. Sie durften ins Schwimmbad, ins Restaurant und ins Ausland fahren. Manche ließen sich allein aufgrund dieser Vorteile impfen. Der Druck auf die Ungeimpften wurde indessen größer und größer. Für sie verlor das Recht seine Gültigkeit. Sie wurden zu Opfern.
Viele Menschen hätten sich zu gern endgültig von dieser abtrünnigen Gruppe getrennt. Von der verbalen Attacke bis zur Tätlichkeit ist es nicht weit. Für die Bundeswehr und für das Gesundheits- und Pflegepersonal wurde eine gegen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit verstoßende Impfpflicht eingeführt. Die allgemeine Impfpflicht stand kurz vor der Realisierung.
Die Bedeutung der Opposition
Dass es nicht soweit gekommen ist, liegt an der Gruppe der normal Gebliebenen, der nicht Überzeugten, der Hinterfragenden. Sie war relativ groß und hat durch ihren öffentlichen Widerspruch, ihre Spaziergänge, ihren Appell an Vernunft und Menschlichkeit Schlimmeres verhindert.
Sie blieb vernünftig und viele Menschen dieses Teils der Bevölkerung gingen an die Öffentlichkeit, sagten frei ihre Meinung, gründeten Initiativen, organisierten Demonstrationen, schrieben Artikel oder produzierten Podcasts. Sie widerstanden dem enormen Druck, den die Mehrheit, die Medien und die Politik ausübten. Sie bildeten die Opposition.
Die wöchentlich stattfindenden friedlichen Demonstrationen der Spaziergänger mit ihren Lichtern und Kerzen in der Hand wurden größer und größer. Die Regierung erkannte die Gefahr und reagierte. Einfache Menschen wurden eingekesselt, in Gewahrsam genommen oder von Polizeikräften verprügelt. Der Aufstand gegen die Regierung wurde grundgesetzwidrig mit Polizeigewalt niedergeschlagen. Parallel hetzten die Medien gegen die friedlichen Demonstranten. Dermaßen eingeschüchtert blieben in Folge viele Spaziergänger zu Hause. Das hätte nicht geschehen dürfen. Denn schweigt die Opposition, schweigt die Bevölkerung, dann hat die Regierung freie Bahn und nutzt ihre nun übergroß gewordenen Macht zur Durchsetzung extremer Maßnahmen. Der Staat wird zum allmächtigen Leviathan. Darunter leiden wir bis heute.
Trotz dieser Niederlage kam es in der Corona-Zeit gerade auf die vernünftig gebliebene Gruppe an. Ihre Bedeutung ist daher nicht hoch genug zu bewerten. Eine Rehabilitation, eine Entschädigung oder Entschuldigung wäre lediglich eine Selbstverständlichkeit jedoch bei weitem nicht angemessen. Vielmehr gebührt der Gruppe der Widerständigen Anerkennung und Dank.
Denn die Menschen dieser Gruppe verteidigten die Menschenrechte, die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit. Sie widersetzten sich dem Unrecht, hatten Mut, zeigten zivilen Ungehorsam. Sie appellierten an die Humanität und die Gewissenskräfte der in Wahn und Angst Gefangenen. Sie ertrugen die rechtliche Ungleichbehandlung und Benachteiligung. Sie hielten Denunziation und Diffamierung stand. Sie verloren Freunde und sagten trotzdem frei ihre begründete Meinung. Sie machten nicht mit.
Wer kann aufarbeiten?
Gegenwärtig wehren sich zahlreiche Menschen gegen eine offene Aufklärung und Aufarbeitung der Corona-Zeit. Scheinbar fühlen sie sich in ihrer Selbstachtung angegriffen und kämpfen noch immer für die Aufrechterhaltung ihres Narrativs.
Die Feindseligkeit gegen die Aufklärung ist jedoch das deutlichste Kennzeichen des noch immer andauernden Glaubens an die Richtigkeit des eigenen Verhaltens. Der in seiner Überzeugung feststeckende Mensch flieht vor der Erkenntnis, die ihm möglicherweise widersprechen könnte. Er will die Realität nicht sehen.
Für eine Aufarbeitung sind jedoch Realität und Offenheit die Grundvoraussetzung. Sind Menschen, die an ihrer Sicht trotz aller offensichtlich verursachten Schäden festhalten fähig, die Corona-Zeit aufzuarbeiten? Sind Menschen, die damals Entscheidungsträger waren und die Verantwortung für politische Maßnahmen trugen in der Lage, eigene Fehler einzugestehen? Würden sie nicht vielmehr versuchen, sich selbst zu schützen und ihr Verhalten zu rechtfertigen?
Legen wir die Verantwortung für die Aufarbeitung in die Hand der demokratischen Gruppe der Widerständigen und der Enttäuschten. Sie haben das Unrecht ertragen, erkannt und benannt. Sie haben Angehörige verloren, sind von der mRNA geschädigt oder leiden unter den psychologischen Folgen der Ausgrenzung. Ihre Wut ist verständlich.
Geben wir ihnen die Möglichkeit, diese Wut in einer konstruktiven Aufarbeitung zu überwinden. Nur so können wir als Bevölkerung diese Zeit hinter uns lassen. Bringen wir ihnen Wertschätzung entgegen, indem wir ihnen diese Aufgabe übertragen. Zeigen wir Ihnen, wie wichtig sie waren und sind, denn wie schon Hermann Broch erkannte: „Der demokratische Staat kann nur bestehen, wenn es in ihm eine Gruppe gibt, die noch demokratischer als er selbst ist.“
Tom Reimer
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