Die Präsenz deutscher Politiker
Kolumne zur Wahl
Gestern Abend sagte meine siebzehnjährige Tochter zu mir, sie vermisse die Präsenz bei den deutschen Politikern. Sie strahlten nichts aus und viele könnten nicht frei sprechen, sondern läsen nur ab. Sie sähen aus wie Sprechpuppen ohne eigene Meinung. Robert Habeck, Annalena Baerbock, Joe Biden und Olaf Scholz nannte sie als Beispiele. Putin, Trump oder Sarah Wagenknecht hätten dagegen diese Präsenz. Der äußere Eindruck sei ihr eben wichtig bei Politikern und beeinflusse ihre Wahlentscheidung.
Als interessierter Vater fragte ich, woran es denn liegen könnte, dass manche Politiker diese Präsenz haben und andere nicht. Wir kamen überein, dass es einer inneren, von Werten geprägten und gefestigten Haltung bedarf und einer gewissen Unabhängigkeit, um bei anderen Eindruck zu machen. Ist der Mensch dagegen abhängig, unfrei und unsicher, steht nicht zu sich selbst oder hat dieses Selbst nicht ausreichend entwickelt, wirkt er eher absent, also abwesend.
Dann meldete sich der Lehrer in mir und erklärte, dass Ausstrahlung und Ansehen einer starken Persönlichkeit auch als Nimbus bezeichnet wird. Dass der Nimbus eine Steigerung der Präsenz ist.
„Diktatoren haben meist eine außerordentlich starke Präsenz, einen Nimbus, der aus ihrer absoluten Überzeugung resultiert.“ sagte ich. „Aber wer will schon einen Diktator? Ich nicht.“ erwiderte sie. „Menschen, die sich unsicher und einsam fühlen, neigen dazu, totalitären Ideen zu verfallen.“ antwortete ich. „Also genau die Menschen ohne Präsenz. Dann ist die Ursache der Entstehung von Totalitarismus oder Diktatur die fehlende Präsenz der Menschen. Und die entspringt aus ihrer Unsicherheit aufgrund der unzureichenden Entwicklung der Persönlichkeit, den fehlenden eigenen Werten.“
Verblüfft über diesen Satz meiner Tochter gab ich zur Antwort: „Ja, ist die Mehrheit nicht präsent, sondern passiv, hat die Regierung freie Hand und wird autoritär.“ Sie entgegnete: „Und ist die Mehrheit unsicher, wählt sie diese Regierung oder einen Diktator.“
Wir freuten uns über diesen im Gespräch aufgedeckten Zusammenhang und beschlossen, nach freiheitlich-demokratischen Nicht-Diktatoren mit starker Präsenz Ausschau zu halten.