Wir bauen mehr Windräder und Solarflächen, wandeln dann die überschüssige Energie in Wasserstoff um, ersetzen das Gasnetz durch ein Wasserstoff-Netz und im Jahr 2045 sind wir unabhängig von fossilen Energieträgern und klimaneutral. Klingt das nicht gut, ist leicht zu begreifen und im Angesicht der drohenden Klimakatastrophe außerdem alternativlos? Es ist ein Ziel, für das gegenwärtig viele Menschen bereit sind, sich einzuschränken, zu verzichten und zu bezahlen. Doch da, wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner. Für wen oder was verzichten und zahlen wir da?
Wahrheit statt Wissenschaft
Das Klima muss geschützt werden. Von uns Menschen. Denn wir sind Schuld an der globalen Erwärmung, dem Schmelzen der Gletscher und Polkappen, dem Anstieg des Meeresspiegels. Wir stoßen zu viel CO2 aus, verbrennen zu viel Gas, Öl und Kohle. Nur durch die Reduzierung des CO2-Ausstoßes lässt sich dieser Trend aufhalten. Wir müssen sofort handeln, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.
So das beunruhigende Narrativ, das über die letzten Jahrzehnte aufgrund seiner beständigen Wiederholung immer präsenter und drängender wurde und nun fest in den Köpfen verankert ist. Aus ihm entsteht die Angst vor der Zukunft, die Angst um das eigene Leben und der Versuch, mit dem Kampf gegen den Klimawandel, diese Angst zu besiegen. Eine tiefgreifende Veränderung unserer Wirtschaft und Gesellschaft erscheint alternativlos.
Vergessen wird dabei, dass dieses Narrativ ausschließlich auf mathematischen Modellen gründet. Wir können die Vorhersagen dieser Modelle nicht beweisen. Wir haben keine wiederholbaren Experimente, die immer gleiche oder ähnliche Ergebnisse liefern. Eine empirische Prüfung ist nicht möglich. Das Narrativ ist somit nicht verifizierbar oder falsifizierbar, also nicht überprüfbar oder widerlegbar - für Karl Popper die Grundvoraussetzung jeder tatsächlich wissenschaftlichen Theorie. Trotzdem gilt die Theorie der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung als einzige und unumstößliche Wahrheit.
Das von dieser vermeintlichen Wahrheit verursachte Gefühl der Angst verhindert eine rationale und wissenschaftlich-kritische Betrachtung. Angst und Vernunft schließen sich gegenseitig aus. Wir können nicht gleichzeitig ängstlich und vernünftig sein.
Zusätzlich wird die freie Kritik, der Diskurs, der für jeden Fortschritt essentiell ist, von Politik und Medien unterdrückt. Kritiker sind nicht mehr gleichberechtigt. Wissenschaftler, die Forschungsergebnisse publizieren, die nicht zum Narrativ passen, finden keine Beachtung. Sie kommen in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht vor.
Die Wahrheit wird nicht nach dem Popper’schen Prinzip: „Ich kann mich irren, du magst Recht haben, aber gemeinsam werden wir vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen.“ gesucht, sondern mit einer irrationalen, intellektuellen Überheblichkeit vorgegeben. Dieser Autoritätsanspruch steht dem Prinzip der Wissenschaft entgegen.
Versuch und Irrtum, Unparteilichkeit und Toleranz, das Entdecken von Fehlern durch die Kritik der Anderen - das alles wird ersetzt durch den Glauben an die unfehlbare Methode, mit mathematischen Modellen die Entwicklung des Klimas vorherzusagen.
Wir vergessen, dass wir nicht in die Zukunft sehen können, dass die Zukunft nicht aus der Vergangenheit ableitbar ist, dass wir das Klima als komplexes dynamisches System weder besitzen noch beherrschen können und das jede Prognose mit der größten Unsicherheit behaftet ist. Die Theorie der menschengemachten globalen Erwärmung steht damit auf äußerst wackeligen Füßen.
Trotzdem gründen ganze Forschungseinrichtungen, Arbeitsplätze, Industriezweige und Milliarden an Investitionen auf ihr. In ihrem Namen wurde das Ministerium für Wirtschaft und Energie im Jahr 2021 zum Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Der neue Name legt nahe, dass Klimaschutz und Wirtschaft eng miteinander verbunden sind. Tatsächlich hat das Ministerium bisher zahlreiche neue Gesetze geschaffen, die primär der Industrie der erneuerbaren Energien dienen.
Disruption statt Naturschutz
Mit der symbolischen Sprengung der Kühltürme des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld setzte die Politik diesen Sommer ein Zeichen. Die Kernkraft-Lobby hat ihren Einfluss zugunsten der Lobby der erneuerbaren Energien verloren. Die ausgereifte Technologie der Kernenergie wird plötzlich und allein in Deutschland durch die im Vergleich primitive Technik der Photovoltaik- und Windkraftanlagen ersetzt. Hinzu kommen neu festgelegte hohe Einspeisevergütungen, Förderungen und zu zahlende Umlagen. Die politisch geschaffenen Anreize und Profitpotenziale führen zu einem rasanten Ausbau der erneuerbaren Energien.
Riesige Flächen werden mit Solarmodulen überbaut, zahllose Umspannwerke errichtet. Die Stahlbetonfundamente von 1300 Windrädern, die etwa die Energiemenge eines Kernkraftwerks erzeugen können, versiegeln ca. 2.600.000 m² Boden und wiegen 5.200.000 Tonnen. Anlagen werden in Schutzgebiete gebaut, Wälder für den Bau von Windrädern gerodet. Die Artenvielfalt geht in diesen Gebieten stark zurück.
Stahlrohre, sogenannte Monopiles mit einem Durchmesser von 12 Metern und einem Gewicht von 2500 Tonnen pro Stück werden als Fundamente für riesige Offshore-Windparks in den Meeresboden gerammt. Das Ökosystem Meer wird bedenkenlos und nachhaltig geschädigt. Der Bedarf an seltenen Erden, die gerade für die Offshore-Windräder benötigt werden, steigt und mit ihm die Naturzerstörung, die mit ihrem Abbau einhergeht.
Diese Materialschlacht dient, so das Wirtschaftsministerium, dem Klimaschutz. Denn es wird ja, zumindest dann, wenn die Anlagen fertiggestellt sind, weniger CO2 erzeugt. Ausgestattet mit dieser Überzeugung werden ehemalige Naturschützer zu Klimaschützern. Sie erkennen nicht, dass Klimaschutz kaum etwas mit Natur- und Umweltschutz zu tun hat.
Es ist richtig, sich um unseren Planeten zu sorgen. Wir verschmutzen die Natur, die Meere, die Böden, die Wälder. Wir produzieren zu viele materielle Güter, konsumieren sie, erzeugen giftige Chemikalien, holzen Regenwälder ab, fördern Öl, Kohle, Gas und Eisenerz und zerstören die Lebensräume wildlebender Arten. Alles für das wirtschaftliche Wachstum, für die Rendite, den Profit. Alles für das Rentabilitätsprinzip, ohne das der Kapitalismus nicht funktioniert.
Aber machen wir gegenwärtig denn nicht genauso weiter? Diesmal halt im Namen des Klimaschutzes und mit der Irrationalität, die aus der Angst vor einer Klimakatastrophe entsteht?
Ohne diese Angst, die scheinbar eine große Masse an Menschen ergriffen hat, ohne die Überzeugung und den Glauben an die Vorhersagen der Klimamodelle, ohne die resultierende Opferbereitschaft, wäre das extreme Wachstum der Industrie der erneuerbaren Energien kaum möglich.
Verlierer statt Gewinner
Doch nicht nur sie generiert enorme Profite aus dem Klima-Narrativ. Die Auto-Industrie profitiert vom Verkauf neuer E-Autos. Die Landwirtschaft und die Ernährungsindustrie erzeugen mehr fleischlose Produkte mit hoher Marge. Bauunternehmen, Dämmstoff- und Heizungsproduzenten profitieren von den neuen Klimaschutzvorschriften. Sie alle unterwerfen sich dem Klima-Narrativ in der Hoffnung auf Wachstum.
Generell steigen die Preise sämtlicher Produkte, deren Herstellung Energie verbraucht, wenn die Energie teuer ist. Hohe Energiepreise erzeugen Inflation. Kurzfristig kann das zu höheren Gewinnen führen, die ebenso die Staatskasse füllen.
Aber was bedeuten hohe Energiepreise auf lange Sicht? Was ist mit den Unternehmen, die auf billige Energie angewiesen sind und wie steht es um die Konkurrenzfähigkeit deutscher Produkte auf dem Weltmarkt? Energie ist in beinahe jedem Land günstiger als in Deutschland.
Ist es möglicherweise ein Irrsinn in einem Industrieland gerade eine Energielobby ans Ruder zu lassen? Wird unsere Wirtschaft im globalen Wettbewerb nicht spätestens mittelfristig abgehängt?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird stattlich gefördert. Betreiber der Anlagen erhalten eine garantierte Einspeisevergütung pro Kilowattstunde, die über ihren Gestehungskosten (Herstellungskosten) liegt. Dazu kommen Umlagen, wie beispielsweise die Offshore-Netzumlage, die die Betreiber von Offshore-Windparks für den verspäteten Anschluss an des Landnetz entschädigt.
Die Verknappung des Strom-Angebots durch den Verzicht auf russisches Erdgas, die Sprengung einer Nordstream-Pipeline und die Stilllegung sämtlicher deutscher Kernkraftwerke treiben die Strompreise in die Höhe. Aufgrund des Merit-Order-Prinzips bestimmen zu Zeiten hoher Stromlast nun die teuer produzierenden Gas- und Kohlekraftwerke den Strompreis.
Zu diesen Zeiten generieren die Solar- und Windkraftanlagenbetreiber exorbitante Profite. Sie erhalten denselben Preis wie die Gas- und Kohlekraftwerke, haben jedoch wesentlich geringere Gestehungskosten. Gaskraftwerke, deren Neubau jüngst vom Wirtschaftsministerium angekündigt wurde und ein hoher Gaspreis lassen ihre Profite in traumhafte Höhen steigen. Für diese Profite hat die Politik den Weg bereitet und sie baut diesen Weg gegenwärtig weiter aus.
Profite, Umlagen sowie Förderungen zahlt der Verbraucher. Er ist der Leidtragende, er ist das Opfer der Energiepolitik. Seine Kosten steigen.
Die Opferrolle wird ihm jedoch nur dann bewusst, wenn er imstande ist, das Klima-Narrativ kritisch zu hinterfragen. Ist er dazu nicht in der Lage, sondern fest von ihm überzeugt, so ist er zu großen Opfern bereit. Im Schatten der zukünftigen Klimakatastrophe erscheinen sie gar notwendig und gerechtfertigt.
Die rational agierenden Investoren dagegen, sind die Gewinner. Sie tragen so gut wie kein unternehmerisches Risiko, denn die Abnahme ihres Stroms ist gesetzlich garantiert. Ihre zukünftigen Profite sind sicher.
Ein durchschnittliches Windrad mit einer Leistung von 6 Megawatt wird bei einem Vergütungsanspruch von 0,1 Cent/kWh mit etwa einer Million Euro pro Jahr über 20 Jahre gefördert. Das übersteigt bei weitem die Kosten für die Errichtung. Neben den Investoren freuen sich die Landbesitzer, denn sie erhalten bis zu 460.000 € Pacht pro Windrad und Jahr von den Anlagebetreibern. Eine Win-win-Situation.
Die politischen Klimaschutzmaßnahmen führen zu maximalen Profiten der Klima-Industrie, zu maximaler Produktion von Photovoltaik- und Windkraftanlagen und gegenwärtig zu maximalen Strompreisen.
Verlierer sind Natur und Umwelt, die vielen kleinen Stromkunden, deren Zahlungen in die Taschen der wenigen großen Investoren fließen und letztendlich die Industrie, die auf günstige Energie angewiesen ist.
Zwang statt Freiheit
Auf Kosten der Bevölkerung entstehen somit neue große Vermögen. In der Geschichte gab es beispielsweise im dritten Reich eine ähnliche Vermögensbildung einzelner Industrieller. Ist die damalige Zwangsarbeit mit dem gegenwärtigen Zwang zur Zahlung hoher Energiepreise und zur Befolgung der neuen Klimagesetze zu vergleichen?
Die Verbraucher sind jedenfalls auf die Energie angewiesen. Sie müssen die hohen Preise zahlen und die Versorgungsunternehmen treiben mit allen Mitteln ihre Gebühren ein.
So ist der Aufschwung der Industrien, die vom Klima-Narrativ profitieren kein gesunder Schumpeter’scher Aufschwung, der von selbst kommt, sondern ein künstlich, mit politischen Maßnahmen erzwungener Aufschwung. Ohne die neuen Klimaschutzgesetze gäbe es ihn nicht. Ein künstlicher Aufschwung ist wesentlich fragiler und stärker gefährdet als ein natürlicher. So ist ebenfalls die Gefahr eines Zusammenbruchs ungleich größer.
Unsere Gesellschaftsordnung gründet auf wirtschaftlichem Wachstum und Profit. Gegenwärtig wird dieser Profit jedoch unter einem inhumanen Zwang generiert. Inhuman aus dem Grund, da er den Menschen Opfer abverlangt und diese Opfer mit einer prognostizierten aber nicht nachweisbaren Klimakatastrophe begründet.
Die Vorstellung dieser in der Zukunft liegenden Katastrophe ist jedoch lediglich eine Vorstellung. Sie ist nicht real. Real dagegen ist die Verknappung der Ackerflächen und die resultierende Steigerung der Nahrungsmittelpreise. Gerade die Menschen in den Entwicklungsländern sind auf günstige Nahrungsmittel angewiesen. Real ist die Inflation. Real ist das Schrumpfen der Wirtschaft und der Investitionstätigkeit in Deutschland. Real ist der entstehende Müllberg und das Problem des Recyclings. Real ist der Anstieg der Armut.
Womit ist der Profit des neuen Klima-Kapitalismus gerechtfertigt? Steht den enormen Kosten ein adäquater und empirisch belegbarer Nutzen oder Mehrwert gegenüber? Führen die Veränderungen im Namen des Klimaschutzes zu gesellschaftlichem Fortschritt? Verbessern sie das Leben der Menschen? Oder ist der Profit lediglich ein willkürlicher und erzwungener, der jeglichem ökonomischen Anstand entbehrt?
Ganz gleich, ob sich das Klima-Narrativ in Zukunft bewahrheiten wird oder nicht, gegenwärtig führt die in seinem Namen etablierte Politik zu Inflation, gesellschaftlichen Verwerfungen, wirtschaftlichem Niedergang und Naturzerstörung sowie zu exorbitanten Profiten der Investoren auf Kosten der Bevölkerung.
Das ist im Gegensatz zu den Prophezeiungen der Klimamodelle empirisch nachweisbar. Das ist die greifbare Realität. Der Wille zum Klimaschutz mag viel Gutes mit sich bringen, die mit ihm einhergehende Zukunftsangst verursacht jedoch eine große Unsicherheit und bringt die Gesellschaft in Gefahr.
Vor dieser Gefahr sei hiermit gewarnt. Denn: Narrative sind nicht unsterblich. Staaten können bankrott gehen und erneuerbare Energien können wir nicht essen.
Tom Reimer
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